Prozesse von Inklusion und Exklusion in Bildungskontexten

Moderation: Prof. Dr. Gudrun Wansing

Heterogenität in Erziehung und Unterricht. Einfluss interethnischer Beziehungen in Schul- klassen auf die wertebezogene Sozialisation und die Gestaltung sozialen Lernens in der Schule [entfällt, wir bitten um Ihr Verständnis]
Vertr.-Prof. Dr. Dr. Veronika Zimmer, Universität Vechta

Interethnische Kontakte und Freundschaften nehmen in der Schule infolge heterogener eth- nischer Gruppen zu, auch wenn in Schulklassen dennoch häufig eine ethnische Homogen- ität von Freundschaftsbeziehungen vorherrscht. Oftmals zeigt sich das Phänomen, dass in bestimmten Städten und Stadtvierteln sich nicht nur in den Nachbarschaften, sondern auch in den Schulen und Schulklassen ethnisch homogene Gruppen bilden, welche nur mehr un- tereinander interagieren (Zimmer & Stein 2019). Schule verfügt nicht nur über einen Bil- dungs-, sondern auch einen Erziehungsauftrag, welcher u.a. auch die Werteerziehung und soziales Lernen im Schulkontext umfasst. Auf Basis der Ergebnisse einer qualitativen Unter- suchung (Interviews mit den Lehrkräften) können im Bereich der Gestaltung sozialen Lernens in Schule und Unterricht Handlungsansätze formuliert werden, um ethnische Diver- genzen aufzugreifen und interethnische Kooperation und gegenseitiges wertebezogenes Lernen und den Aufbau sozialer Kompetenzen zu unterstützen (Ova, Stein & Zimmer 2020). Im Vortrag werden folgende Fragen diskutiert: Wie gestalten die Lehrkräfte die inter- kulturelle Arbeit mit Schüler*innen und Eltern mit Migrationshintergrund in interethnisch gemischten Schulklassen? Welche Kompetenzen benötigen die Lehrkräfte hierfür? Wie kann soziales Lernen in Schule und Unterricht gefördert werden, um interethnische Kooper- ationen und Freundschaften aufzubauen und ein ethnisch inklusives Lernen und Leben zu ermöglichen?

Biografie und Bildungschancen an der Schnittstellen Migration, Flucht und Behinderung [entfällt, wir bitten um Ihr Verständnis]
Prof. Dr. Manuela Westphal & Olezia Boga, Universität Kassel

Der zweite Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigung (BAMS 2016) berichtet und bewertet auf der Grundlage verschiedener Da- tenquellen über den Stand der Verwirklichung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung über alle Lebensbereiche. Allerdings werden nicht alle Menschen mit Behinderung in den Daten repräsentiert. So liefert er erste Hinweise auf einen deutlichen Zusammenhang an der Schnittstelle Migration und Behinderung in Bezug auf schulischen Misserfolg und nied- rigere Schulabschlüsse. Die Exklusionsprozesse verändern im Lebenslauf weitere Lebens- bereiche und führen zu einer erhöhten Erwerbslosigkeit (ebd., S. 482ff.). Der Beitrag soll an dieser Erkenntnislücke ansetzen und Ergebnisse aus unserem Forschungsprojekt Verbes- serung der Teilhabe von Menschen an den Schnittstellen von Migration und Behinderung vorstellen. Die Daten beruhen auf 30 qualitativen Interviews mit diversen Betroffenen. Dargelegt wird die Relevanz des biografischen Geschehens von Migration und Behinderung für die Möglichkeiten von Bildung und gesellschaftlicher Teilhabe, besonders am Beispiel von Förderschulbesuchen. Thematisierte intersektionale Barrieren und Ressourcen in Bezug auf Inklusion und Exklusion sollen vorgestellt und diskutiert werden. Abschließend werden die Strategien von Partizipation und inklusiver Forschung am Beispiel des Projektes reflektiert.

Inklusion, Bildung, Sprache – Rassismusbezogene Ein- und Ausschlüsse in Kitas
Seyran Bostancı Humboldt-Universität zu Berlin & Dr. Isabel Dean, Universität Siegen

Die Organisation der Institution Schule richtet sich tendenziell am Prinzip der Homo- genisierung nach Alter, Leistung und Ethnizität aus (vgl. Diehm 2008, S. 566), wohingegen der Elementarbereich als ein Bildungsabschnitt gilt, in dem von vornherein Kinder mit sehr heterogenen Hintergründen im Hinblick auf bspw. die Dimensionen Alter, Geschlecht, soziale Herkunft und Leistungsvermögen aufeinandertreffen (vgl. ebd., S. 560). Demgemäß wird in bildungspädagogischen und bildungssoziologischen Debatten die Frage, wie in- klusive Bildungsräume realisiert werden können, zumeist im Kontext von Schule diskutiert, während der frühkindliche Bereich außer Acht gelassen wird. Jedoch kommt auch Letz- terem ein hohes Potenzial zu, um Prozessierungen gesellschaftlicher Teilhabe im Sinne von Inklusion voranzubringen. Unser Beitrag setzt hier an und fokussiert das Untersuchungsfeld der Kindertageseinrichtungen (Kitas). Dabei beleuchten wir Inklusion beziehungsweise das Gelingen von Inklusionsprozessen in frühkindlichen Bildungseinrichtungen aus einer ras- sismuskritischen Perspektive. Der Frage, wie in Kitas rassismusbezogene Ein- und Aus- schlüsse prozessiert werden, nähern wir uns im Beitrag auf Basis zweier unterschiedlicher Forschungsprojekte: Während Isabel Dean sprachbezogene Diskriminierung und die Rolle von kindlichen „Sprachvorbildern“ in einer Berliner Kita fokussiert (vgl. Dean 2012; 2020), fragt Seyran Bostancı nach inklusiven Transformationsprozessen in Kitas in Berlin und Brandenburg. In der kontrastiven Gegenüberstellung der beiden Forschungen werden Gelingensbedingungen ebenso wie Hindernisse einer inklusiven Gestaltung von Bildung und Bildungsräumen im Elementarbereich sichtbar.